Wie
in der Übersicht bereits erwähnt finden in der Schilddrüse häufig
Wechselwirkungen mit dem körpereigenem Abwehrsystem (Immunsystem) statt.
Diese Reaktion kann zu Entzündungen führen, die auch als
Autoimmunthyreoiditis bezeichnet werden. Derartige Entzündungen kommen
bei Frauen deutlich häufiger vor als bei Männern, sind aber oft so
leicht ausgeprägt, dass sie keine krankhafte Bedeutung haben.
Eine wesentliche Aufgabe unserer Sprechstunde ist es daher für jede
Patientin/Patienten persönlich zu untersuchen, ob die Funktion der
Schilddrüse eine relevante Veränderung aufweist oder nicht.
 | Dies ist eine wichtige
Frage, denn die Funktion der Schilddrüse ist nicht in allen
Lebensabschnitten gleich und unterscheidet sich zum Beispiel bei Frauen
mit Kinderwunsch oder betagten Patienten. Zur Beurteilung der
Schilddrüsenfunktion steht unter anderem ein sehr empfindlicher Bluttest
zur Verfügung, der TSH-Wert. TSH ist ein Botenstoff, der in der
Hirnanhangsdrüse gebildet wird und die Funktion der Schilddrüse
stimuliert. Wichtig ist, dass der TSH-Wert einer Rückkopplung
unterworfen ist (siehe Abbildung). Je mehr Schilddrüsenhormon im Blut
vorhanden ist, desto weniger TSH wird von der Hirnanhangsdrüse gebildet.
Ein erhöhter TSH-Wert deutet also eine Unterfunktion der Schilddrüse
an, während ein erniedrigter TSH-Wert auf eine Überfunktion hinweist.
Der TSH-Wert ist ungefähr 10-mal empfindlicher als die Messung des
eigentlichen Schilddrüsenhormons T4. Bei den Autoimmunthyreoiditiden
sind die häufigsten Unterformen zum einen die lymphozytäre Thyreoditis
(auch Hashimoto Thyreoiditis genannt) und zum anderen der Morbus
Basedow.
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Hashimoto Thyreoiditis

Links: normaler linker SD-Lappen; Rechts: atropher linker SD-Lappen bei Hashimoto Thyreoiditis
Bei der Hashimoto Thyreoiditis
wandern Abwehrzellen des Immunsystems in die Schilddrüse ein und können
langsam, meist über Jahre, zu einem Abbau der Schilddrüsenzellen
führen. Die Schilddrüse kann im Rahmen dieses Prozesses sehr klein
werden, atroph (siehe Abbildung im Ultraschall). Eine Vorbeugung dieser
Immunreaktion ist zwar nicht möglich, aber der Ersatz der Schilddrüsenfunktion ist
durch Schilddrüsenhormon in Form einer Tablette relativ einfach
möglich. Das T4 in Tabletten ist mit dem körpereigenem
Schilddrüsenhormon identisch. Es besitzt eine sehr lange Halbwertszeit,
da es im Blut an Eiweissstoffe gebunden und somit gespeichert wird. Es
lässt sich daher durch eine nur einmal tägliche Einnahme von T4 (morgens
vor dem Frühstück) eine stabile Einstellung der Schilddrüsenwerte
erreichen. Hierbei ist wieder der TSH-Wert von zentraler Bedeutung. In
unserer Sprechstunde legen wir den TSH-Zielwert mit Ihnen fest und
beginnen den T4 Ersatz. Die langfristigen Kontrollen führen Sie dann
gemeinsam mit Ihrem Hausarzt durch. In unserer Sprechstunde untersuchen
wir auch durch Befragung, körperliche Untersuchung und gegebenenfalls im
Labor, ob es neben der Autoimmunthyreoiditis noch andere Hinweise auf
Immunreaktionen im Körper gibt, die die verschiedenen Hormonfunktionen
des Körpers einschränken können.
Morbus Basedow

Links: normaler linker SD-Lappen; Mitte und Rechts: entzündeter rechter SD-Lappen bei Morbus Basedow mit vermehrter Perfusion
Beim Morbus Basedow kommt
es ebenfalls zu einer Infitration der Schilddrüse mit
Entzündungszellen, die zu charakteristischen Veränderungen des
Schilddrüsengewebes führt (siehe Abbildung im Ultraschall unten).
Hierbei stehen aber Abwehrzellen des Immunsystems im Vordergrund, die
Antikörper produzieren, die an den TSH-Rezeptor der Schilddrüsenzellen
binden. Hierdurch kommt es oft zu einer Stimulation der Zellen und im
Folgenden zu einer vermehrten Produktion von Schilddrüsenhormon. Wir
sprechen von einer Hyperthyreose (Überfunktion). Bei der Diagnose ist
die Messung dieser Antikörper (den TRAKs) zentral und meist gelingt eine
Diagnose der Basedow Erkrankung mit einem Bluttest. Manchmal kann die
Abgrenzung des Morbus Basedow von anderen Entzündungen der Schilddrüse
aber schwieriger sein und die TRAKs können auch einmal nicht nachweisbar
sein. In diesen Fällen überweisen wir Sie für eine
Schilddrüsen-Szintigraphie zu unseren Kolleginnen/Kollegen der
Nuklearmedizin. Die Schilddrüsen-Szintigraphie kann die Funktion der
Schilddrüse durch ein Bild genau festhalten. Die Ergebnisse werden dann
im Rahmen des Schilddrüsenzentrums am USZ mit verschiedenen
Fachdisziplinen diskutiert (Endokrinologie, Nuklearmedizin, Chirurgie).
Die Entzündungsreaktion beim Morbus Basedow klingt häufig spontan wieder
ab. Dieser Prozess kann bis zu 12-18 Monate in Anspruch nehmen, oft zu
lange um den Körper ohne Behandlung der Hyperthyreose auszusetzen.
Leider kann die Erkrankung in einigen Fällen auch permanent fortbestehen
oder nach dem Abklingen erneut auftreten (Rezidiv).
Eine
wesentliche Aufgabe unserer Sprechstunde ist es daher gemeinsam mit der
Patientin/dem Patienten die jeweils bestmögliche persönliche Strategie
festzulegen.
Diese
kann von vielen Umständen beeinflusst werden, wie zum Beispiel der
Grösse der Schilddrüse, Kinderwunsch oder ob durch die
Entzündungreaktion auch andere Organe betroffen sind wie zum Beispiel
die Augen (endokrine Orbithopathie). Die meisten Patientinnen/Patienten entscheiden sich am Anfang für eine sogenannte thyreostatische Therapie,
also Tabletten, die die Schilddrüsenfunktion bremsen und somit trotz
der Entzündungsreaktion eine Normalisierung der Hyperthyreose
ermöglichen bis die Aktivität des Morbus Basedow wieder abgeklungen ist.
Ist die Überfunktion sehr ausgeprägt können wir auch für die ersten
Wochen einen sogenannten Betablocker verschreiben, der wichtige Organe
wie das Herz von den Folgen der Hyperthyreose (schneller Herzschlag,
Rhythmusstörungen) schützen kann und das oft störende feinschlägige
Muskelzittern mildert. Alternativen zur thyreostatischen Therapie sind
die Radioiodtherapie oder die Chirurgie. Falls der Wunsch nach diesen
Therapien im Vordergrund steht erfolgt immer eine interdisziplinäre
Besprechung im Rahmen des Schilddrüsenzentrums des USZ mit den
Kolleginnen und Kollegen der Nuklearmedizin und der Chirurgie. Im Fall
einer thyreostatischen Therapie beginnen wir mit der Behandlung, die
dann oft im Verlauf vom Hausarzt weitergeführt wird. In der Regel ist
während der Therapie einmal im Monat eine Blutentnahme notwendig, um die
Menge der Tabletten anzupassen und um allfällige Nebenwirkungen der
Therapie zu erkennen. Wie auch bei der Hashimoto Thyreoiditis
untersuchen wir am Anfang der Behandlung durch Befragung, körperliche
Untersuchung und gegebenenfalls im Labor, ob es neben der
Autoimmunthyreoiditis auch andere Hinweise auf Immunreaktionen im Körper
gibt, die die verschiedenen Hormonfunktionen des Körpers einschränken
können.